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Hier ist in aller Kürze die historische Entwicklung der Besiedlung Taiwans sowie der wechselnden Machtverhältnisse dargestellt.
Auf viele Feinheiten habe ich verzichtet, auch eine Wertung der politischen Entwicklungen im 20. Jahrhundert verkneife ich mir ;-) - schließlich gibt es hochspezialisierte Asienwissenschaftler, die sich hier viel besser auskennen...
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Jahr
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Taiwan
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Festlandschina
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Europäer |
ca. 8.000 v.
Chr. |
australo-polynesische
Ureinwohner besiedeln die Insel |
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239 n. Chr. |
Die Wu gelangen nach Taiwan |
Zerfall des Han-Reiches in drei Reiche |
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zwischenzeitlich |
Hakka-Chinesen ziehen in einzelnen Gruppen nach Taiwan |
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1280 - 1368 |
Anhänger der Sung-Dynastie flüchten aus Fukien nach Taiwan; Ureinwohner werden vertrieben |
Yuan-Dynastie: Mongolen beherrschen China
Mongolen gelangen nach Nordtaiwan |
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1368 |
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Beginn der Ming-Dynastie |
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15. Jhdt. |
wachsende Anzahl von Fukien-Chinesen besiedelt Taiwan |
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1517 |
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Portugiesen entdecken die Ilha Formosa |
1590 |
erste portugiesische Befestigungen in Nordtaiwan |
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1596 |
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Holländer interessieren sich für Formosa |
1620 |
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Holländer besetzen die Pescadoren |
1624 |
Holländer dringen im Südwesten ein und gründen erste Hauptstadt beim heutigen Tainan |
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1626 |
Die Spanier übernehmen die portugiesischen Befestigungen |
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1644 |
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Ende der Ming-, Beginn der Ching-Dynastie |
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1661 |
Koxinga vertreibt die Holländer aus Taiwan. |
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Es setzt ein reger Zustrom von Festlandschinesen aus Fukien und Kanton ein. |
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1682 |
Mandschu (Ching-Anhänger) landen in Taiwan |
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1684 |
Taiwan wird der Provinz Fukien zugeschlagen |
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1842 |
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Hongkong fällt an England |
1858 |
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Keelung fällt an Frankreich |
in Folge |
Franzosen besetzen Teile Taiwans sowie die
Pescadoren |
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1885 |
Franzosen verlassen Taiwan, nachdem China ihre Forderungen bzgl. Indochina erfüllt hat |
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1887 |
Taiwan hat rund 3 Mio. Einwohner und wird selbständige Provinz Chinas |
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1895 |
Nach der Niederlage Chinas gegen die Japaner
fällt Taiwan an die Japaner und wird zur Kolonie |
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10.10.1911 |
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Der letzte Kaiser der Ching-Dynastie wird von den
Nationalisten um Sun Yat-sen gestürzt |
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02.09.1945 |
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Chiang Kai-Shek besiegt mit Hilfe der Alliierten die Japaner |
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Taiwan mit ca. 6 Mio. Einwohnern gehört wieder zu
China |
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28.02.1947 |
Ein Volksaufstand gegen den chinesischen
Gouverneur in Taiwan wird blutig niedergeschlagen - ca. 10.000 Tote |
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März 1949 |
Chiang Kai-Shek flüchtet mit den Nationalisten vor den Kommunisten nach Taiwan. Seine Koumintang-Partei übernimmt in Taiwan umgehend die politische wie wirtschaftliche Kontrolle |
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1987 |
Das Kriegsrecht wird aufgehoben |
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1999 |
Erstmalig wird die seit 1949 an der Macht
befindliche Koumintang-Partei in demokratischen Wahlen
geschlagen. |
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Die Ursprünge der Besiedlung Taiwans liegen weit zurück - bereits vor 10.000 Jahren siedelten australo-polynesische Stämme in verschiedenen Gegenden Taiwans, von denen die zu heute noch neun verschiedenen existierenden Stämmen (Tsou, Bunun, Atatyal, Saisiat, Paiwan, Rukai, Ami, Puyuma und Yami/Ayami) zugehörigen Ureinwohner abstammen.
Im Jahr 239 n. Chr. gelangten (durch den Zerfall des Han-Reiches in die drei Reiche Wei, Shu und Wu) die Wu nach Taiwan, hatten jedoch kein Interesse an einer Kolonialisierung.
In den folgenden Jahrhunderten wanderten einzelne Gruppen von Hakka-Chinesen (vorwiegend aus der Festlandsprovinz Henan in Nordchina) nach Taiwan aus.
Während der Yuan-Dynastie (1280 - 1368, Besetzung Chinas durch die Mongolen) flohen viele Anhänger der vorangegangenen Sung-Dynastie aus der Festlandsprovinz Fukien nach Taiwan und vertrieben dort die Ureinwohner aus den fruchtbaren Ebenen. Die Mongolen gelangten ebenfalls nach Taiwan und erreichteten im Norden eine Militärbasis, um von hier aus das südliche Japan zu erobern.
Mit dem Ende der Mongolenherrschaft und dem Beginn der folgenden Ming-Dynastie (1368 - 1644) blieb Taiwan eigenständig und wurde zunächst nicht mehr in das chinesische Reich integriert. Ab dem 15. Jahrhundert setzte eine Siedlungswelle ein - Festlandschinesen aus Fukien kamen in immer größeren Zahlen nach Taiwan und ließen sich dort nieder. Wie schon ihre Vorgänger im 13./14. Jahrhundert besetzten sie die für Besiedlung am geeignetsten erscheinenden Gebiete und vertrieben die Ureinwohner in die unwirtlichen und schwer zugänglichen Bergregionen.
Im Jahre 1517 wurde Taiwan von den Portugiesen entdeckt, die der Insel den Namen Ilha Formosa (= schöne Insel) gaben und 1590 an der Nordküste erstmals Befestigungen errichteten. Im Jahr 1626 übernahmen die Spanier diese Anlagen; allerdings waren die Holländer bereits seit 1596 an Taiwan interessiert, besetzten im Jahre 1620 die Pescadoren (Penghou) und drangen 1624 im Südwesten Taiwans ein. Dort gründeten sie die erste Hauptstadt, heute Tainan.
Die Bevölkerung Taiwans hatte den europäischen Eindringlingen zunächst wenig entgegenzusetzen - jedoch wurde die Situation auf Taiwan durch die Ereignisse auf dem chinesischen Festland verändert: Die dort herrschende Ming-Dynastie wurde von der nachfolgenden Ching-Dynastie (1644 - 1911) blutig vertrieben, und ihre Anhänger flohen vom Festland auf die vorgelagerte Insel Taiwan. Dort konnte der (Ming-)Kriegsherr Koxinga 1661 die Holländer von der Insel vertreiben.
Im Jahre 1682 landeten jedoch auch die Mandschu (Anhänger der Ching-Dynastie) auf Taiwan und von 1684 bis 1885 gehörte Taiwan dann zur chinesischen Provienz Fukien. In den zwei Jahrhunderten nach 1661 ergoß sich ein stetiger Strom von Einwanderern aus den chinesischen Provinzen Fukien und Kanton nach Taiwan.
Am 18. Dezember 1871 havarierte ein japanisches Fischerboot in einem schweren Sturm vor der Ostküste Taiwans - drei Besatzungsmitglieder waren ertrunken, von den 66 Überlebenden wurden 54 durch "wilde" Taiwanesen umgebracht, 12 weiteren gelang die Flucht in die Obhut eines chinesischstämmigen Siedlers. Daraufhin sandte Japan im Jahr 1872 eine Strafexpedition nach Taiwan, um Vergeltung zu üben. Nur durch die Zahlung einer Entschädigungssumme für die Hinterbliebenen sowie die Übernahme aller Kosten der japanischen Expedition konnte China einen schon damals drohenden Krieg mit Japan verhindern. Zwei Jahre später kehrten die Japaner dennoch an die Ostküste Taiwans zurück, um weitere Nachforschungen zu den Ereignissen anzustellen, den Aufbau von Befestigungsanlagen vorzubereiten und letztendlich für kurze Zeit den südlichen Teil Formosas zu besetzen. Im Jahre 1875 wurde Taiwan schließlich von den Ching in eine nördliche wie eine südliche Präfektur aufgeteilt, bis im Jahre 1887 Taiwan mit einer Gesamtbevölkerung von fast 3 Mio. Einwohner zu einer selbständigen Provinz Chinas wurde.
Durch die ungleichen Veträge von Nanking (1842) und Tienchin (1858) war die taiwanesische Stadt Keelung zwischenzeitlich an Frankreich gefallen. Nachdem die Franzosen in der Folge Teile von Taiwan sowie die Pescadoren (Penghou) besetzt hatten (und hierdurch ihre Forderungen bezüglich Indochina gegenüber der chinesischen Führung hatten durchsetzen können), zogen sie 1885 von Taiwan ab.
Mit der Niederlage Chinas gegen Japan im chinesisch-japanischen Krieg fiel Taiwan im Jahre 1895 zum zweitenmal, diesmal vollständig und auf Dauer, an Japan und wurde von den Japanern bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges 1945 als Kolonie ausgebeutet.
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Seit 1895 gehörte Taiwan als Kolonie zum Einflußbereich der Japaner. Diese machten sich unverzüglich daran, die Insel planmäßig auszubeuten und führten in Verwaltung und Rechtsprechung ihr eigenes System ein.
Das hatte zur Folge, daß zwar die wirtschaftliche Leistung Taiwans stieg, aber die taiwanesische Bevölkerung als zweitklassig angesehen und von vielen Möglichkeiten ausgeschlossen wurde.
Der Status einer japanischen Kolonie hatte für Taiwan allerdings auch Vorteile - die Japaner führten in großem Stile technische wie organisatorische Neuerungen ein: die erste elektrische Straßenbeleuchtung in Asien brannte noch vor Beginn des 20. Jahrhunderts in Taipei (nahezu zeitgleich mit der in Nürnberg, die in Europa einzigartig war!)
Noch heute erinnern sich viele ältere Taiwanesen fast schon wehmütig an die japanische Besatzungzeit als diejenige, während der man seine Haustüre getrost offen lassen konnte - da es keine Kriminalität gab.
Die Geschehnisse in China (Ende des Kaiserreiches, Gründung der Republik durch Sun Yat-sen) gingen an Taiwan zunächst vorbei. Erst als im September 1945 der nationalchinesische General Chiang Kai-Shek gemeinsam mit den Alliierten die Japaner zur Kapitulation zwang, endete auch für Taiwan die japanische Besatzung; die Insel stand fortan wieder unter chinesischer Verwaltung.
Ein am 28. Februar 1947 ausgebrochener Volksaufstand gegen den korrupten nationalchinesischen Provinzgouverneur Chen Yi wurde blutig niedergeschlagen (in den Tagen dieses sogenannten "weißen Terrors" starben etliche tausend Taiwanesen; darunter nahezu die gesamte taiwanesische Elite. Über diese Ereignisse wurde jahrzehntelang ein Mantel des Schweigens gebreitet; in ihnen liegt ein Ursprung für die heute noch fühlbaren Differenzen zwischen "alteingesessenen Taiwanesen" und den nach 1945 eingewanderten Chinesen.) Als 1949 Chiang Kai-Shek auf seiner Flucht vor den Kommunisten auf Taiwan landete, wurde er daher nicht sonderlich erfreut empfangen.
Die Koumintang (KMT) unter Chiang Kai-Shek machten sich unverzüglich daran, die volle politische und wirtschaftliche Kontrolle über Taiwan zu übernehmen, was ihnen -insbesondere aufgrund der 1947 vorangegangenen Ereignisse- auch planmäßig und schnell gelang. Auch nach dem Tode Chiang Kai-Sheks änderte sich an den Machtverhältnissen wenig.
Das Kriegsrecht wurde erst 1987 außer Kraft gesetzt, und erst im Jahre 1999 verlor die KMT ihre Regierungsmacht nach demokratischen Wahlen an die bisherige Opposition.
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Letzte
Aktualisierung: 09.03.2005
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