Land und Leute / Meine Reisen / Winter 2001/02 - Teil 1
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Freitag, 14.12.2001 - Abflug nach Taiwan

Morgens klingelt der Wecker um vier, aber ich war schon eine halbe Stunde vorher wach ... doch ein bißchen aufgeregt?

Dann ab vier im Fünfminutentakt die einprogrammierten Weckrufe, aber der Frosch war (pünktlichst!) doch am schnellsten.

Kalt ist es, -13°C. In ein paar Stunden wird mir das ganz komisch vorkommen. Aber jetzt muß ich erst noch ein "Restefrühstück" hinlegen, aufräumen und den Müll wegbringen, bevor ich dann zum Bahnhof ziehe, um den IC nach FFM um 05:32 h zu nehmen...

... gesagt, getan. Bin also zeitig am Bahnhof, der Zug steht schon bereit. Auf der Fahrt sammeln wir immer mehr Verzögerungen ein, "Störungen in der elektrischen Hauptleitung (?)", aber die Bahn ist ja schon lange nicht mehr für ihre Pünktlichkeit berühmt. Mit einer runden Viertelstunde nach Plan laufen wir in FFM Flughafen-Fernbahnhof ein.

Dort wartet die nächste Enttäuschung: die meisten asiatischen Flüge gehen ab Terminal 2, welches vom Bahnhof einige Kilometer entfernt ist. Die großen Gesellschaften jedoch unterhalten angeblich im Bereich "T" direkt am Bahnhof ein zeitweise besetztes Terminal, wo man das Gepäck einchecken kann. Auch für China Airlines CI 62, ab FFM um 10:40 h ist ein solcher Schalter bezeichnet, aber das Mädchen an selbigem weiß nichts von ihrem Glück. Okay, fahre ich also doch mit dem Bus ... das stellt sich auch als richtige Entscheidung heraus. Am Check-In versuche ich, einen Platz mit etwas mehr Beinfreiheit zu erhalten, was die freundliche Dame auch ermöglicht (26 B, im Airbus die linke Reihe, hinterer Bereich nach innen weisend). Sie warnt mich noch, spätestens um 09:40 am Gate zu sein, da ich durch zwei Kontrollen müsse.

Ja, ich war pünktlich, aber das war auch alles. Warten, warten, und wieder warten ... dann dürfen wir einsteigen, und dort wieder warten ... ich war erst der Hoffnung, der Flieger bliebe halbwegs leer; aber das war tatsächlich nur eine Hoffnung. Fakt ist, daß die Maschine bis auf den letzten Platz gefüllt werden mußte und so lang am Boden blieb, bis das auch erreicht war - Abflug gegen 12:20 h.

Die Maschine neu und sauber, das Personal freundlich, insoweit nicht viel zu sagen. Neben mir eine in London studierende "Taiwan-Tussi" aus Taipeh, die sich während des Fluges in regelmäßigen Zeitabständen neu schminken mußte oder die Fingernägel nachzulackieren hatte.



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Samstag, 15.12.2001 - Ankunft

Nach einem nervenzerrüttend langen Flug ENDLICH! in Taiwan! Die Gepäckausgabe nimmt noch ein paar Minuten, und dann bin ich in der Ankunftshalle. Sehe zuerst meinen Frosch (der mich aber nicht) und MengShen. Das ist der Erste, der mich begrüßt, außerdem sind noch sein kleiner Bruder DongDong sowie seine Eltern da. Große Freude, und dann fahren wir Richtung TaiChung. Der Stau auf den taiwanesischen Autobahnen ist immer noch so allgegenwärtig wie früher, und auch an den großen (zur Abschreckung gedachten) Parkplätzen voller Schrottautos an den Autobahnmautstationen hat sich nichts geändert - es sind bloß noch ein paar Unfallautos dazugekommen.

In TaiChung erst den Koffer wegbringen, dann aber schon zum Friseur: dort bekommt man in Taiwan nicht nur die Haare geschnitten, sondern zusätzlich auch noch eine sehr angenehme und entspannende Kopf- und Schultermassage. Die funktioniert bei mir so gut, daß ich fast einschlafe :-) deswegen lege ich mich danach für eine Stunde aufs Ohr und bin sofort weg. Eine Stunde später weckt mich HL - ich habe keine Ahnung, wo ich bin, so tief habe ich geschlafen.

Jetzt geht's weiter zu HL's Eltern, dort wartet der Rest der Familie. Kaum kommen wir an, schon schallt es mir entgegen "On-ke', On-ke'!" Das ist YaYa, die jüngste meiner Nichten, mittlerweile sieben Jahre alt. Alle sind hier und haben uns erwartet; eine überaus lautstarke und herzliche Begrüßung braucht jetzt ihre Zeit.

Nach dem Abendessen ziehen wir nochmals los; ein neues Kaufhaus hat eröffnet, vor dem abends in regelmäßigen Abständen auf dem Bürgersteig eine farbig illuminierte Wasserorgel spielt. Auf diese Art von Belustigung freuen sich die Taiwanesen, und ich frage mich, wieviel hier wohl das Wasser kosten mag (die Orgel entwässert einfach auf die Straße, und die Taxifahrer nutzen die Gelegenheit für eine kostenlose Autowäsche).

Nach einem Rundgang durchs Kaufhaus endet der Tag bei einem Becher Papayamilch.



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Sonntag, 16.12.2001 - Miaoli



zwei kleine Taiwanesen

Heute geht -nach einem Frühstücksbummel über den Markt- das eigentliche Touristenprogramm los: Besichtigung eines Tempels im Miaoli, schön auf dem Berg gelegen, und außerdem findet dort gerade ein Tempelfest statt (wobei es jede Menge Köstlichkeiten zu probieren gilt, beispielsweise Orangenschnaps mit 57%). Nach dem Mittagessen eine kleine Wanderung über steile halbzerfallene Treppen bis zum "Bergtempel"; meine kleinen Neffen sehen oben dann ziemlich geschafft aus.

Auf der Rückfahrt kommen wir auch an dem Stausee vorbei, dessen Mauer beim großen Erdbeben 1999 stark beschädigt worden war - die Taiwanesen haben um das abgebrochene Ende eine Barriere aus Kunststoffteilen (?) errichtet und den See zumindest teilweise wieder geflutet, das kommt mir sehr mutig vor. Ansonsten sind praktisch keine direkten Erdbebenschäden mehr zu sehen, man hat fast alles abgerissen. Nur einige große leerstehende Gebäude fallen auf den zweiten Blick auf - die schlechte Wirtschaftslage hinterläßt auch auf Taiwan Spuren, und manche Grundbesitzer haben nicht einmal mehr das Geld für den Abriß.

Abends ein japanisches Essen mit dem Sportverein von HL's Vater; die vorhergehende Vereinssitzung könnte ähnlich auch in Deutschland stattfinden.



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Montag, 17.12.2001 - Auf zur Nordostküste

Wir müssen früh aufstehen. Für drei Tage nehmen wir an einer "innertaiwanesischen Pauschalreise" teil, der ich noch eine eigene Geschichte widmen werde. Außer uns und HL's Vater sowie dem in der Nachbarschaft wohnenden Fotografen Tien ShuShu sitzen nur ältere Leute im Bus; außerdem findet die gesamte Kommunikation nicht auf chinesisch, sondern auf taiwanesisch statt, so daß ich tatsächlich kein einziges Wort mehr verstehe. Das zeigt aber, daß die taiwanesische Sprache, die lange unterdrückt wurde, nach wie vor lebt, und wohl sogar an Gewicht gewinnt (immerhin hat sogar die China Airlines ihre Borddurchsagen dreisprachig auf chinesisch, englisch und taiwanesisch durchgegeben).

Für das schlechte Wetter (Wolken, Regen) können die Reiseveranstalter nichts, aber der Rest ist stramm durchorganisiert. Neben Verkaufsdarbietungen und Karaokegesängen bleibt mir wenig Möglichkeit zum Dösen.

Wir fahren erst Richtung Norden, dann östlich Richtung Keelung. Ein Stop in ehemaligen Bergarbeiterdorf "ChioFen" (ziemlich kommerzialisierte "Altstadt" neben ärmlichen Wohngegenden), dann ein weiterer Halt in "Chiao YeLio", wo es einen wunderschönen Ausblick entlang der Küste zu genießen gilt. Insbesondere die Buddha-Grotte direkt am Meer kennen wohl nur Eingeweihte, ohne HL's Vater hätten wir das nie gesehen.

Weiter geht es nach "Chiao Shi" ins "Di Wang Hotel" ("Kaiser"); dort sind wir für zwei Nächte untergebracht. Mittlerweile ist das Wetter ziemlich schlecht, es regnet Bindfäden. Das Abendessen findet mit für meine Begriffe blitzartiger Geschwindigkeit in einem großen Restaurant statt; danach beziehen wir die Zimmer und wollen uns die Stadt noch ein wenig anschauen (finden aber nicht viel interessantes).



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Dienstag, 18.12.2001 - "Gorillas im Nebel"

Heute wird der Inhalt unseres großen Reisebusses (44 Personen) auf vier zum Bus umgerüstete VW-Transporter (mit -echt taiwanesisch- Klimaanlage und Ledersitzen!) verteilt, und dann fahren wir Richtung Taiping-Gebirge. Stundenlang geht's über kurvige Bergsträßchen, die der Schweiz zur Ehre gereichen täten, immer höher hinauf. Kaum haben wir die Wolkenschicht nach oben durchbrochen, hat der dritte Bus einen ersten Reifenschaden - kurze Zwangspause. Die Aussicht ist aber nicht schlecht, und bald können wir weiterfahren. Der Stop bei strömendem Regen und dichtem Nebel an einem der drei großen taiwanesischen Hochseen (auf rund 1800 m Höhe) erinnert mich an den Film "Gorillas im Nebel"; außer herumtappenden Taiwanesen ist nichts zu erkennen.

Da geht es uns im Nature Forest Park Taiping schon besser. Als wir um kurz nach zwölf aussteigen -so erfahren wir später- findet gerade vor Taiwan ein unterirdisches Erdbeben der Stärke 6.7 statt, welches am Ort noch mit Stärke 4 spürbar gewesen sein soll; von uns hat's jedoch niemand bemerkt. Nach dem üblichen Mittagessen machen wir einen Rundgang durch den Waldpark; erst 419 Treppenstufen hinauf, und dann bergauf, bergab durch hügeliges Gelände.

Die Auswirkungen der letztjährigen Taifune sind hier wie an vielen Stellen noch deutlich zu sehen - das Touristenbähnchen, mit dem man sonst ebenfalls fahren kann, hat den Betrieb noch nicht wieder aufnehmen können.

Die dunstige Stimmung im Wald bei gleichzeitig für Europäer ungewöhnlich hoher Temperatur bringt eine eigenartige Atmosphäre; es erinnert mich an unseren Aufenthalt in HsiTou vor vier Jahren.

Müde krabbeln wir nachmittags wieder in die Busse; nach der mehrstündigen Rückfahrt mit zweitem Reifenschaden am selben Bus (als Fuhrunternehmer würde ich den Fahrer mal zu einem ernsten Gespräch bitten) gibt es ein ähnliches Abendessen wie am Vortag. Nachdem die Stadt bei strömendem Regen nicht viel neues bietet, setzen wir uns für eine Stunde in ein Internetcafe und gehen dann mit einigen Dosen Taiwan-Beer auf unser Zimmer.



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Mittwoch, 19.12.2001 - zurück nach Westen

Der morgendliche Aufbruch erscheint zwar chaotisch, geht aber recht schnell vonstatten. Kaum rollt der Bus, schon findet wieder eine Verkaufsshow statt (diesmal geht's um eingelegtes Entenfleisch), und als der Verkäufer seine Vorstellung beendet hat, setzt wieder Karaoke ein.

Unser nächster Stop sind die "Niagarafälle von Taiwan" in SheFen-PuBu, ebenfalls taifungeschädigt, aber recht schön gelegen. Eine sehr nasse Veranstaltung beim derzeitigen schlechten Wetter, und das Wasser ist braun von Schlamm. Hin- und Rückweg führen uns zu Fuß über den Wartungssteg einer Eisenbahnbrücke; manchmal denke ich bei solchen Gelegenheiten über Sinn und Unsinn deutscher Sicherheitsvorschriften nach.

Das Essen besser als die letzten Tage, wir steigen wieder ein und Rollen TaiChung (und besserem Wetter) entgegen.

Ein letzter Zwischenstopp in Shen-Keng, hier gibt es neben einer ebenfalls wieder stark kommerzialisierten Einkaufsstraße vor allem die historische Wohnanlage einer wohlhabenden Familie zu besichtigen (für uns leider nur von außen, da noch geschlossen).

Bald hat uns TaiChung wieder, und im Kreis der Großfamilie geht auch dieser Tag zu Ende.



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Donnerstag, 20.12.2001 - Shopping in TaiChung

Nach etwas späterem Aufwachen mußten erst einmal die letzten Tage ihren Weg in den Rechner finden ... das hat etwas gedauert, bis dann Frühstück angesagt war.

Danach fand ein Bücher-Sonderverkauf im Großkaufhaus "Chung-Yo" statt - als "Adoa" müßte man meinen, es gäbe etwas umsonst: Hunderte von Taiwanesen drängen sich in einer Turnhalle im 13. Obergeschoß um Tische voller Bücher, die offenkundig zum Kilopreis verkauft werden; dies geschieht aber mit einer gewissen Strategie, die beinhaltet, daß man immer einige Bücher derselben Kategorie nehmen muß, um tatsächlich etwas zu sparen. Sehr geschickt, aber die Leute springen darauf an: schmächtige Mädchen von vielleicht fünfzig Kilo Lebendgewicht schleppen Körbe mit zwanzig Kilo Büchern zur Kasse, um nach halbstündigem Anstehen und dann erfolgter Zahlung glückselig grinsend das Obergeschoß des Kaufhauses zu verlassen ... man fragt sich, wie sie die gekauften Massen heimtransportieren.

Egal, wir gehen erst einmal eine Papayamilch trinken und fahren dann zum Mittagessen zu den Eltern.

Nachmittags stellt sich heraus, daß die älteste Nichte ihren Computer ans Internet angeschlossen haben will - das ist wieder ein Fall für den "Adoa-On-ke'", der sich angeblich mit sowas auskennt. Zu diesem Zweck wird das Museumsstück erst einmal besichtigt, außerdem aus einer sehr eigenartigen japanischen Kaffeemaschine (mit offener Flamme) Kaffee getrunken sowie ein "Ba-Gua"-Koffer ausprobiert - danach folgt ein Ausflug ins Computer-Eldorado NOVA, wo wir mit Mühe noch so ein veraltetes Teil wie ein 56K-Modem auftreiben. Nachdem hierüber der Nachmittag vergangen ist, steht das Abendessen auf dem Programm, und die Installation der Beute wird auf später verschoben.



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Freitag, 21.12.2001 - Badetag und Kindergartenfest

Heute ist es sehr kalt - für taiwanesische Verhältnisse. Bei ca. 18 Grad Lufttemperatur haben Tony und HueiMei Sorge, daß es zu kalt sei zum länger geplanten Bad in den heißen Quellen von Dragon Valley ("Long-Gou"); wir fahren trotzdem hin und finden nach einigem Hin und Her am Kassenhäuschen das Bad in Betrieb, aber menschenleer. Einfach super, in 40 Grad heißem Wasser zu sitzen und an den deutschen Winter zu denken :-)

Im Bad gibt es drei Wasserbecken mit verschiedenen Temperaturzonen - eines mit ca. 40 Grad, eines zum Abkühlen mit ca. 17 Grad und eines zum Schwimmen mit ca. 27 Grad. Die beiden letztgenannten sind meinen Taiwanesen zu kalt, ich kann es kaum verstehen.

Nach zwei Stunden wird es voller, es sind drei Busse mit einer Reisegesellschaft aus Taipeh eingetroffen. Sehr aufschlußreich, das ist das erstemal, daß ich (gleich mehrere) alte Männer mit Hut und Zigarette ins Badewasser steigen sehe! Uns vergeht allmählich die Lust, und nach einem kurzen Rundgang über das immer noch stark vom großen Beben gekennzeichnete Gelände fahren wir zurück Richtung TaiChung.

Abends ist in MengShens Kindergarten eine große Weihnachtsparty angekündigt, an der wir auch teilnehmen sollen. Alle Eltern bringen Speisen und Getränke mit, und als erstes findet das bei Taiwanesen übliche "Essen bis zum Abwinken" statt. Danach gibt es eine Theatervorstellung der Geschichte von Aladin mit der Wunderlampe, dargestellt von einigen Erzieherinnen - ich wußte bislang nicht, daß der Lampengeist eigentlich eine zierliche, als Mann verkleidete Taiwanesin ist...



Nach dem Ende der Geschichte kommt eine Show, die wohl an den eigentlichen Anlaß Weihnachten erinnern soll: ganz nach amerikanischer Art tanzen wieder etliche Kindermädchen sowie ein asiatischer Santa Claus eine Choreographie zu Discomusik, gut gemacht und sicher mit viel Übungsaufwand vorbereitet, aber doch ganz anders, als man sich Weihnachten in Europa vorstellt.

Zwischenzeitlich stellen wir fest, daß ein gehöriger Wind aufgekommen und die Temperatur ziemlich gesunken ist: bei 13 Grad sind wir um unsere mitgebrachten Jacken froh.



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Letzte Aktualisierung: 09.03.2005